Endo-Werden und -Nicht-Werden: Eine geschlechtersensible Perspektive auf das Leben mit Endometriose

Endo-Werden und -Nicht-Werden

Eine geschlechtersensible Perspektive auf das Leben mit Endometriose

Autor/innen

  • Caroline Meier zu Biesen Vrije Universiteit Amsterdam, Athena Institute, Netherlands

DOI:

https://doi.org/10.60837/curare.v47i1+2.3843

Schlagworte:

Endometriose, chronische Schmerzen, medical gaslighting, Autoethnographie, Deutschland

Abstract

Dieser Artikel widmet sich der geschlechtersensiblen Gesundheitsforschung im Kontext der weit verbreiteten, jedoch noch immer unzureichend erforschten Krankheit Endometriose (,Endoʻ). Im Zentrum steht der epistemologische Kampf um die Anerkennung chronischer Schmerzen. Endometriose betrifft fast ausschließlich Menschen, die mit einer Gebärmutter geboren wurden. Dabei wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter, was zu Zysten, Entzündungen, chronischen Schmerzen und teils dauerhaften Organschäden führen kann. Trotz dieser gravierenden Folgen ist die Versorgungslage unzureichend. In Deutschland vergehen durchschnittlich sechs bis zehn Jahre vom ersten Auftreten der Symptome bis zur Diagnosestellung. Die Krankheit wird häufig von Außenstehenden beschrieben, darunter medizinisches Fachpersonal und Wissenschaftler:innen, während die Stimmen der Betroffenen selbst marginalisiert bleiben. Mein Beitrag basiert auf einem autoethnographischen Ansatz und untersucht die weitreichenden Folgen der Delegitimierung verkörperten Wissens für das Leben mit Endometriose. Ich zeige auf, dass die Nichtanerkennung chronischer Schmerzen sowohl seitens medizinischer Fachkräfte als auch der Betroffenen selbst auf unzureichende Aufklärung, systemische Ignoranz und gesellschaftliche Stigmatisierung zurückzuführen ist. Die Marginalisierung von Schmerzen, die Vernachlässigung der Erkrankung und das Fehlen angemessener medizinischer Versorgung sind, so mein Argument, geschlechtsspezifische Phänomene, die in umfassendere gesellschaftliche und historische Kontexte eingebettet sind. Insbesondere medizinhistorische Narrative, wie die Vorstellung der ,wandernden Gebärmutterʻ sowie misogyne Stereotypen spielen eine zentrale Rolle. Diese strukturellen Mechanismen sind sowohl im androzentrischen Medizinsystem als auch in gesellschaftlichen Diskursen verankert und prägen die Wahrnehmung und Behandlung von Endometriose bis heute.

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Veröffentlicht

2025-09-05

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