Helen B. Taussig und ihre wissenschaftliche Karriere als Herausforderung der traditionellen Geschlechterordnung Ein Beitrag zu Geschichte und Geschlecht in der US-amerikanischen Kinderherzmedizin des 20. Jahrhunderts
DOI:
https://doi.org/10.60837/curare.v47i1+2.3839Schlagworte:
Geschichte der Kinderkardiologie, Johns Hopkins University, Transformationsprozesse, weibliche Karriereverläufe, Gender GapAbstract
Helen B. Taussig (1898–1986) gilt allgemein als die Begründerin des Faches Kinderkardiologie, als ,Geburtsstätteʻ dieser Disziplin das Johns Hopkins Hospital mit Medical School und Universität in Baltimore/Maryland. Mit ihren wissenschaftlichen und klinischen Forschungen über angeborene Herzfehler schuf sie die Grundlagen der neuen Disziplin. Gleichzeitig trug sie entscheidend zum Durchbruch der offenen Herzchirurgie bei, indem sie als Ideengeberin für die 1944 erstmalig weltweit erfolgreich durchgeführte Blalock-Taussig-Shunt-Operation fungierte. Patient:innen mit schweren angeborenen Herzfehlern, hier primär der Fallot’schen Tetralogie, schenkte der Eingriff das Leben und eine neue Lebensqualität. Für Helen B. Taussig führte dieser Erfolg in Verbindung mit ihrer ausgedehnten klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit sowie der nationalen und internationalen Reputation dazu, dass die Universität ihren Widerstand gegen die Aufnahme von Frauen in die Reihen ihrer Professorenschaft aufgab und mit der Verleihung des Titels einer Full Professor an Taussig die Angleichung ihres akademischen Status an den führenden männlichen Standard vollzog. Damit war – wenn auch nur sehr zögerlich – dem Einschluss von Wissenschaftlerinnen in die Kulturen hoher Anerkennungen und Auszeichnungen an der Johns Hopkins University der Weggeebnet. Helen B. Taussig wirkte seit den 1950er Jahren äußerst aktiv an der Konsolidierung und Etablierung des Faches in den USA und im Ausland mit; sie war Impulsgeberin der sich dann zahlreich ausbildenden nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Netzwerke der neuen Disziplin. Sie diente als Role Model für junge Medizinerinnen, mit der Wahl des Faches auch eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Dieser Weg wird anhand der Berufskarrieren von zwei Schülerinnen Taussigs beispielhaft für eine ausgewogenere Entwicklung in der Frage des Gender Gap aufgezeigt.
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