Diversification of Mental Health Care: Brazilian Kardecist Psychiatry and the Aesthetics of Healing

Brasilianische kardecistische Psychiatrie und die Ästhetiken des Heilens

Abstract

Der Artikel verknüpft aktuelle Diskussionen innerhalb der Medizinanthropologie zu medizinischem Pluralismus und komplementären und alternativen Medizinen (CAM) mit neurowissenschaftlichen Ansätzen bezüglich Interozeption durch die Analyse von „Praktiken und Ästhetiken des Heilens“ im brasilianischen Spiritismus. Er fokussiert das brasilianische psychiatrische Gesundheitssystem und die Bedeutung kardecistisch-spiritistischer Institutionen darin, ebenso wie die Frage, wie sich Dynamiken eines diversifizierenden Gesundheitsverhaltens interpretieren lassen. Zur Einführung werden diesbezügliche Diskurse innerhalb der Medizinanthropologie, aktuelle Entwicklungen in Brasilien, und einige Eckdaten zum brasilianischen Spiritismus und zur kardecistischen Psychiatrie zusammenfassend dargestellt. Das Hospital Espírita de Marília dient als Beispiel, um spiritistische Heilpraktiken zu diskutieren und Einblicke in kardecistische Akteur-Netzwerke zu erlauben. Der Autor diskutiert Aspekte der „Ästhetiken des Heilens“ und frühere Diskurse zu Medialität und Geistbesessenheit, um neue Ideen bezüglich der Effizienz solcher Praktiken im Sinne einer „Arbeit mit den Sinnen“ zu entwickeln. Durch die Anwendung des „Interozeption“-Konzepts auf die Daten und die Verknüpfung der verschiedenen Argumentationsstränge analysiert der Artikel die Bedeutung spiritistischer Heilpraktiken und der kardecistischen Psychiatrie für die psychotherapeutische Gesundheitsversorgung in Brasilien und darüber hinaus. Als Fazit zieht er die Notwendigkeit einer fortgesetzten Diskussion darüber, wie sich dynamische Prozesse der Diversifizierung der seelischen Gesundheitsversorgung in Zukunft untersuchen lassen.