Kulturvergleichende Betrachtungen zu Varianten der therapeutischen Nutzung veränderter Wachbewusstseinszustände in der traditionellen mexikanischen Medizin und der westlichen Psychotherapie

Kulturvergleichende Betrachtungen zu Varianten der therapeutischen Nutzung veränderter Wachbewusstseinszustände in der traditionellen mexikanischen Medizin und der westlichen Psychotherapie

Autor/innen

  • Steffi Zacharias Psychologin (Dresden)

DOI:

https://doi.org/10.60837/curare.v40i3.1796

Schlagworte:

verändertes Wachbewusstsein, traditionelle mexikanische Medizin, Curanderismo, allgemeine Wirkfaktoren in der Psychotherapie, Psychotrauma, benignes Introjekt, Primärprozess, bifokale multisensorische Stimulation, psychoaktive Substanz, Ethnopsychotherapie, Psychotherapieforschung, Mexiko

Abstract

Im Zentrum des Artikels steht das breitgefächerte und hochwirksame Anwendungsspektrum von Zuständen veränderten Wachbewusstseins (VWB) innerhalb der Behandlung psychischer Erkrankungen. Während es in vielen traditionellen Therapiesystemen den „Königsweg“ zur Heilung darstellt und gezielt und variantenreich eingesetzt wird, sind Zustände des VWB innerhalb von Theorie und Praxis der westlichen Psychotherapie bislang stark unterrepräsentiert. Das traditionelle Anwendungsspektrum von Zuständen des VWB wird anhand eigener Feldforschungsdaten bei mexikanischen HeilerInnen und ihrer Klientel dargestellt. Dabei wird zunächst die Schlüsselstellung der oft weniger beachteten leichtgradigen Zustände des VWB gewürdigt, indem die bifokale Aufmerksamkeitslenkung durch Verflechtung von sinnlicher Prägnanz und symbolischer Bedeutung von therapeutischen Interventionen als Haupttechnik zur Induktion leichtgradiger Zustände des VWB herausgearbeitet und ihre vielfältige Nutzung in den ethnopsychotherapeutischen Ritualen aufgezeigt wird, die sowohl patienten- als auch therapeutenbezogen erfolgt (s. z. B. Reinigungsritual versus Orakeldiagnose). Das Verständnis des psychotherapeutischen Nutzens von tiefen Zuständen des VWB (Pilzritual, Schwitzhütte) wird erweitert, indem die für diese Zustände charakteristisch mystisch-numinose Qualität des Erlebens aus psychologischer Sicht als traumatische Erfahrung heilsamen Typs identifiziert wird. Aufgrund dessen können in kurzer Zeit nachhaltig wirksame „benigne Introjekte“ im psychischen Binnenraum des Patienten induziert werden. Es wird daraus gefolgert, dass Zustände des VWB in der Psychotherapie einen bedeutsamen allgemeinen Wirkfaktor verkörpern und in den westlichen Psychotherapien bislang unterrepräsentiert sind.

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Veröffentlicht

2024-08-22
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