James George Frazers „Der goldene Zweig. Eine Studie über Magie und Religion“ aus pränatalpsychologischer Sicht

James George Frazers „Der goldene Zweig. Eine Studie über Magie und Religion“ aus pränatalpsychologischer Sicht

Autor/innen

  • Ludwig Janus Psychoanalytiker, Heidelberg

DOI:

https://doi.org/10.60837/curare.v40i4.1766

Schlagworte:

Frazer, physiologische Frühgeburtlichkeit., Geburtspsychologie, magisches Erleben

Abstract

Frazer hat das Rätselhafte und Fremdartige des bekannten Kultes von Nemi, bei dem der alte Priester jeweils durch seinen Nachfolger umgebracht wird, stimmig aus dessen Herkunft aus magischen Fruchtbarkeitskulten abgleitet. Sein Nachweis der Kontinuität der Motive von den Ritualen auf der magischen Ebene zu den Ritualen auf der mythologisch-religiösen Ebene kann als eine Evolution der Mentalitätsstrukturen erfasst werden, und zwar auf einer sehr frühen Ebene aus einer entwicklungspsychologischen Sicht. Die magischen Rituale lassen sich als Mittel der Gefühlsregulation bei einem „projektiven Erleben“ verstehen. Weil die archaischen frühen Gefühle in der Projektion auf die Außenwelt wahrgenommen werden, kann auch dort durch magische Vermeidungen und Rituale eine frühe Verarbeitung von Gefühlen erfolgen. Die Wurzeln der Dramatik dieser magischen Gefühle werden in dem Beitrag in der Dramatik der menschlichen Geburtsbedingungen gesehen: wegen der „physiologischen Frühgeburtlichkeit“ sind menschliche Säuglinge relativ unreif und hilflos und leben bis ins zweite Jahr in einer Art „magischem Übergangsraum“ ohne eine klare Differenzierung von innen und außen; das bedingt eine besondere Vulnerabilität. Auf diesem Hintergrund können Elemente der magischen und mythischen Mentalität, wie sie Frazer schildert, ergänzend auf einer psychologischen Ebene verstanden werden.

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Veröffentlicht

2024-08-20

Ausgabe

Rubrik

Medizinethnologie zwischen Ethnopsychotherapie, Magie und Psychoanalyse
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