Eine interdisziplinäre Betrachtung von „Ganzheitlichkeit“ in Komplementär- und Alternativmedizin
DOI:
https://doi.org/10.60837/curare.v45i2.1477Schlagworte:
Spiritualität, Embodiment, Komplementär- und Alternativmedizin, Evidenzbasierte Medizin, Ganzheitsmedizin, Integrative MedizinAbstract
Komplementäre und alternative Medizinverfahren werden häufig mit dem Begriff der „Ganzheitlichkeit“ unter Einbindung von „Körper, Geist und Seele“ angeboten und rezipiert. Dieses Konzept, das im vorliegenden Beitrag im Zentrum steht, wird oft nicht nur als Abgrenzung zur Schulmedizin herangezogen, sondern häufig auch mit spirituellen Aspekten verbunden. Ein Grund dafür kann darin gesehen werden, dass viele komplementär- und alternativmedizinische Verfahren wie beispielsweise Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin aus dem süd- bzw. ostasiatischen Bereich stammen und zum Teil aus religiösen bzw. philosophischen Traditionen abgeleitet werden. Der Autor, selbst Internist und Kulturwissenschaftler, führt historische und kulturwissenschaftliche Aspekte der „Ganzheitlichkeit“ mit kognitions- und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zusammen. Eigene Feldforschungsergebnisse im Bereich des Ayurveda werden exemplarisch angeführt. Zur Integration dieser interdisziplinären Betrachtung dienen sogenannte Embodiment- oder Verkörperungstheorien, mit welchen die sinnliche Erfahrung von Akteurinnen und Akteuren im Untersuchungsfeld analysiert werden können. Der Ganzheitsbegriff kann aus dieser Perspektive als anschlussfähig an die spirituellen Aspekte der komplementär- und alternativmedizinischen Verfahren gesehen werden. Im Zentrum dieses Texts steht die Frage, wie und warum von Seiten der Patientinnen und Patienten eine „Ganzheit“ erfahren und sinnlich erlebt werden kann. Die Frage nach der Wirksamkeit dieser Medizinverfahren wird nicht berührt. Die Positionalität des Verfassers ist explizit interdisziplinär und multiperspektivisch, wodurch angestrebt werden soll, blinde Flecken der verschiedenen Medizinverfahren aufzudecken. Die hier vorgenommene Methodentriangulation kann zu Ambiguitäten führen, die jedoch als Diskussionsanregung zwischen kultur- und naturwissenschaftlichen Perspektiven verstanden werden sollen. In einem Resümee werden Anregungen gegeben, die helfen könnten, dem wechselseitigen Ausgrenzungsdiskurs der unterschiedlichen Heilsysteme entgegenzuwirken. Das Ziel ist die weitere Förderung einer Integrativen Medizin.
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