Waldarbeit
Praxis der medizinischen Stammbaum-Arbeit in der familiären Krebsberatung
DOI:
https://doi.org/10.60837/curare.v42i1+2.1625Keywords:
Medizinischer Stammbaum, Grenzobjekt, medizinische Beratung, Risiko-Diskurs, GenetikAbstract
In der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung hat der medizinische Stammbaum bisher wenig Aufmerksamkeit gefunden – obwohl er alltäglich in der westlich-medizinischen Praxis genutzt wird. Vermutlich ist diese geringe Beachtung darauf zurückzuführen, dass der medizinische Stammbaum, im Gegensatz zu neueren Gentests, eine konventionalisierte, wenig aufwendige Alltagstechnologie darstellt. In den wenigen existierenden Forschungen finden sich drei typische Konzeptualisierungen: der medizinische Stammbaum als Boundary Object, als Teil des kritisch diskutierten Risiko-Diskurses und als normativ ausschließendes Wissenschafts-Medium. Der Artikel diskutiert Resonanzen und Reibungen zwischen diesen Konzeptualisierungen und eigenen ethnografischen Beobachtungen der medizinischen Stammbaum-Arbeit im Rahmen der familiären Krebsberatung in zwei deutschen Krankenhäusern. Der medizinische Stammbaum wird als ‚Brückentechnologie‘ (und damit als eine bestimmte Form des Boundary Objects) pointiert, mit dem Potential, verschiedene Wissenshierarchien, Akteursgruppen und Gesprächsgenres zu verknüpfen. In den beobachteten Situationen unterstützte die Stammbaum-Arbeit eine Gesprächsstrukturierung und trug zum Aufbrechen einer distanzierten medizinischen Beratungssituation bei, in dem Raum für Affekt und Humor entstand.
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